Come you masters of war You that build the big guns You that build the death planes You that build all the bombs You that hide behind walls You that hide behind desks I just want you to know I can see through your masks
You that never done nothin' But build to destroy You play with my world Like it's your little toy You put a gun in my hand And you hide from my eyes And you turn and run farther When the fast bullets fly
Like Judas of old You lie and deceive A world war can be won You want me to believe But I see through your eyes And I see through your brain Like I see through the water That runs down my drain
You fasten all the triggers For the others to fire Then you sit back and watch When the death count gets higher You hide in your mansion While the young people's blood Flows out of their bodies And is buried in the mud
You've thrown the worst fear That can ever be hurled Fear to bring children Into the world For threatening my baby Unborn and unnamed You ain't worth the blood That runs in your veins
How much do I know To talk out of turn You might say that I'm young You might say I'm unlearned But there's one thing I know Though I'm younger than you That even Jesus would never Forgive what you do
Let me ask you one question Is your money that good? Will it buy you forgiveness Do you think that it could? I think you will find When your death takes its toll All the money you made Will never buy back your soul
And I hope that you die And your death will come soon I'll follow your casket By the pale afternoon And I'll watch while you're lowered Down to your deathbed And I'll stand over your grave 'Til I'm sure that you're dead
(Bob Dylan, Masters of War, 1963)
In meinem letzten Beitrag über die lit.COLOGNE klang die Frage an, inwiefern Kunst und Kultur fähig sind, politische Realitäten zu verändern. Die beiden, dort zitierten Statements von Deniz Yücel und Sasha Marianna Salzmann waren nicht so gemeint, zielen aber direkt in den alten, dennoch hoch aktuellen Diskurs über das „revolutionäre Potential“ und die gesellschaftliche Funktion von Kunst. L´Art pour l´Art oder L´Art pour la Politique?
In seinem Artikel „Über den affirmativen Charakter der Kultur“ erklärte Marcuse 1937, dass Kunst zu einer autonomen, von der Realität abgegrenzten Zone geworden sei. Statt ihre emanzipatorische Funktion zu erfüllen, böte sie eine Innerlichkeit, einen Rückzugsort, in dem das ästhetische Erleben der Kunstwerke die notwendige gesellschaftliche Veränderungsbewegung ersetze. Ich lese Dylans Text, höre seinen Song und erkenne darin meine eigene Empörung. Doch genau diese Bestätigung verwandelt das Lied in ein Alibi, das jegliches Aufbegehren zerstreut. Die psychologische und physische Kraft meiner Wahrnehmung bleibt „gekünstelt“. Ein Song, der den Bomben und dem Sterben nur eine weitere Tonspur unterlegt. Selbstberuhigung. Einerseits.
„Masters of War“ wurde vor fast sechzig Jahren, am 23. April 1963, in New York aufgenommen und auf Dylans zweitem Album The Freewheelin' Bob Dylan veröffentlicht. Es ist viel darüber spekuliert und geschrieben worden. Die Vereinnahmung des Textes als Antikriegssong sowie die Abwehr des Autors dagegen, sind bekannt. Dennoch haben mir die politischen Ereignisse dieser Tage den Text wieder in Erinnerung gerufen. Sein eindringlicher Charakter und seine Bilder sprengen auch heute jede oberflächliche Bestätigung auf: „Like Judas of old/ You lie and deceive/ A world war can be won/ You want me to believe” … „You've thrown the worst fear/ That can ever be hurled/ Fear to bring children/ Into the world“. Die zornige Schlussstrophe provoziert Dissonanzen, die eine allzu glatte Rezeption verhindern, und befreie ich die Worte von ihrer geschichtlich bedingten Performance und von der popkulturellen Verehrung für ihren Autor, zeigt sich eine poetische Kraft, die meine Jahrzehnte überstanden hat. Worte, die mich aus der Schockstarre reißen und mir helfen, wieder Oberhand über mein Denken zu bekommen. Kunst - wenn man so will – die immerhin ihre Stimme erhebt. Einen Unterschied macht. Andererseits.
Foto: Laura Gene Wall
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